Es geht um mehr als nur um Geld

Schon früh hatte das Organisationsteam der jährlichen Diakonischen Konferenz beschlossen, dass auch die 20. Ausgabe des sozialpolitischen Aschermittwochs trotz der Widrigkeiten durch die Corona-Pandemie stattfinden soll. Obwohl also die Umstände die sonst übliche persönliche Begegnung in einer der drei evangelischen Kirchengemeinden Rheinbach, Meckenheim oder Swisttal nicht zuließen, wurde das Netzwerktreffen realisiert: Per Zoom-Konferenz trafen sich […]

Schon früh hatte das Organisationsteam der jährlichen Diakonischen Konferenz beschlossen, dass auch die 20. Ausgabe des sozialpolitischen Aschermittwochs trotz der Widrigkeiten durch die Corona-Pandemie stattfinden soll. Obwohl also die Umstände die sonst übliche persönliche Begegnung in einer der drei evangelischen Kirchengemeinden Rheinbach, Meckenheim oder Swisttal nicht zuließen, wurde das Netzwerktreffen realisiert: Per Zoom-Konferenz trafen sich am Aschermittwochabend 85 Interessierte unter der Überschrift „Vergib uns unsere Schuld(en) – Über Notwendigkeit und Möglichkeiten von Schuldnerberatung“.

Beratungsbedarf dürfte steigen

Pfarrer Diethard Römheld, der in der Präsenzvariante in diesem Jahr Hausherr gewesen wäre, begrüßte die Anwesenden und erinnerte: „Es gehört zum christlichen Menschenbild, [überschuldete] Menschen nicht abzuschreiben.“ Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken zeigte sich dankbar, dass die Diakonische Konferenz dieses Thema bewusst aufgriff, weil davon auszugehen sei, dass in Folge der Pandemie der Beratungsbedarf vermutlich noch steigen werde. Und sowohl Roman Schlag, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände, als auch Petra Köpping, Referentin Schuldner- und Insolvenzberatung bei Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, die gemeinsam den Impulsvortrag hielten, verdeutlichten, dass soziale Schuldnerberatung über Regulierung, Insolvenzanträge und Budgetplanung hinausgehe und viel umfassendere Hilfe leiste. Sie mahnten an, dass die Finanzierung von Schuldnerberatung zu stark auf genau definierte Zielgruppen begrenzt sei, sofern nicht Kommunen darüber hinaus noch freiwillig Mittel investierten.

Die Bibel hat einen klaren Blick

In Arbeitsgruppen wurde das Thema Schulden dann unter verschiedenen Gesichtspunkten vertieft. Pfarrer Martin Engels vom Evangelischen Forum diskutierte rege mit den Teilnehmenden, wie die Bibel mit dem Thema umgehe und stellte fest: „Die Bibel hat einen klaren Blick auf die Menschen, die sich verschulden: Sie sollen immer die Möglichkeit behalten, die Schulden zurückzuzahlen und ihre Lage selber ändern zu können.“ Dr. Birgit Happel, Referentin für Geschlechtergerechtigkeit zeigte in ihrer Arbeitsgruppe auf, dass die finanzielle Benachteiligung von Frauen in unserer Gesellschaft strukturell verankert ist. Die Schwierigkeit sei es, Angebote für finanzielle Bildung zu den Frauen zu bringen, die in der Regel viele Herausforderungen zu bewältigen haben. „Mental load“ fiel hier als Stichwort und allen war klar: Hier ist noch viel zu tun.

Pflicht zur Vergebung

Sehr konkret war Henning Dimpker, der Einrichtungsleiter der Zentralen Schuldnerberatung Bonn von Diakonie und Caritas. Er stellte bewährte Konzepte zur Prävention gerade junger Menschen vor, die geleistet werden können, sofern die jeweilige Kommune bereit ist, die Finanzierung mitzutragen.
Gemeinsam mit Ralf Braun, dem Fachbereichsleiter Schuldnerberatung des SKM diskutierten vor allem Vertreter:innen der Kommunen und des Kreises über die Notwendigkeiten vor Ort.

In seinem Schlusswort stellte Superintendent Mathias Mölleken den unmittelbaren Bezug zwischen Schuld und Vergebung her und mahnte in Erinnerung an den biblischen Schuldenerlass an, dass auch der Gläubiger eine Pflicht habe: die Pflicht zur Vergebung. Am Ende blieb der kleine Wehrmutstropfen, dass die Vertiefung im persönlichen Gespräch beim gemeinsamen Fischessen nicht stattfinden konnte. Und trotzdem wurde an diesem Aschermittwoch ein Dialog begonnen, der mit Sicherheit in unterschiedlichsten Konstellationen weitergeführt wird.

Hier finden Sie die Präsentation zum Hauptvortrag.

Text: www.diakonischeswerk-bonn.de