Die Ausbreitung stoppen

Das Testergebnis liegt nach zwei Stunden vor. Dann weiß der Besucher des neuen Gesundheitszentrums in Mbandaka, ob er oder sie HIV-positiv ist. „Die Testmöglichkeit ist für uns eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen“, sagt Yvonne Kavuo. Die Mitarbeiterin der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) betreut ein Anti-AIDS-Programm im Kongo und war beim synodalen Arbeitskreis Mbandaka im Kirchenkreis Bad […]

Das Testergebnis liegt nach zwei Stunden vor. Dann weiß der Besucher des neuen Gesundheitszentrums in Mbandaka, ob er oder sie HIV-positiv ist. „Die Testmöglichkeit ist für uns eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen“, sagt Yvonne Kavuo.

Die Mitarbeiterin der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) betreut ein Anti-AIDS-Programm im Kongo und war beim synodalen Arbeitskreis Mbandaka im Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel zu Gast.

In Zentralafrika sind mehr als zehn Prozent der Bevölkerung mit dem HIV-Virus infiziert. Im südlichen Afrika gibt es Landstriche, wo 35 Prozent der Menschen sich angesteckt haben. „Wenn Sie vor Ort sind und sehen, wie viele Menschen an Aids sterben, besonders die jungen Leute, ist das unerträglich“, so Kavuo bei ihrem Besuch in der Kirchengemeinde Meckenheim. Ein heute geborenes Baby habe eine statistische Lebenserwartung von 39 Jahren.

Die sozialen Auswirkungen einer Infektion sind immens. Betroffene der Immunschwächekrankheit verkaufen alles, um behandelt zu werden. Für ihre Familien bleibe nichts übrig. Die Kinder gingen nicht mehr zur Schule. Eine Generation von Analphabeten wachse heran, so Yvonne Kavuo. Hinzu komme das Desaster des Krieges, das die Lage und die Versorgungsmöglichkeiten vor allem in Kongo kompliziert. Wenn HIV-Test-Sets aufgebraucht sind, dauere es bisweilen sechs Monate, bis Nachschub unterwegs sei.

„Das Problem ist groß, aber es gibt Hoffnung“, sagt die 43-jährige Kongolesin. Im Juni hat sie Mbandaka, den Partner-Kirchenkreis von Bad Godesberg-Voreifel besucht. Sie traf kirchliche Repräsentanten der Frauen, Männer, der Jugend und 30 Pastoren. „Was führt zur HIV-Infektion?“, war das zentrale Thema. Denn in einem Land, in dem Sexualität und Aids immer noch tabuisiert werden, fehlen vielen Menschen die nötigen Informationen. „Frauen haben nicht die Kraft, sich zu verweigern und den Mann zum Test zu schicken. Enthaltsamkeit ist für Jugendliche nicht immer leicht“, berichtet die VEM-Mitarbeiterin. Falsche Gerüchte kursierten: „Beim ersten Mal wird man nicht schwanger“ oder „Wer viel Bier trinkt, infiziert sich nicht mit HIV“. Und viele Pfarrer lehnen die Benutzung von Kondomen ab.

 

Mit Pastor Alain Imbolu hat Yvonne Kavuo dennoch einen Mitarbeiter gefunden, der das Zentrum in Mbandaka weiter aufbauen wird. „Das ist der Schlüssel für unsere Arbeit.“ Mit weiteren Multiplikatoren will er neue Aktivitäten, auch im Bereich Sexualerziehung und Empfängnisverhütung entfachen, um das Thema HIV/Aids nicht zu stigmatisieren. Angesprochen werden auch Mädchen und Jungen ab zehn Jahren. Nötig sei eine Verbesserung der medizinischen Versorgung. Das Krankenhaus selbst ist „ein gefährlicher Platz“, weiß Yvonne Kavuo von ihrem Besuch. Dort gibt nur ein kleines Mikroskop. Die Infektionsgefahr sei allgemein groß – in einer Region, wo sexuell übertragene Krankheiten nach Malaria die zweithäufigste Krankheitsursache sind.

„Ich spreche hier im Namen derer, die nicht sprechen können“, beschrieb Kavuo ihre Rolle beim 12-tägigen Deutschlandbesuch. „Lasst uns die Ausbreitung der Krankheit wenigstens stoppen, wenn wir sie schon nicht heilen können.“

Info: Der Evangelische Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel hat die VEM-Arbeit von Yvonne Kavuo in diesem Jahr mit 10.000 Euro unterstützt. Seit 1986 besteht eine Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Mbandaka im Westen des Kongo.

 

 
Die Aids-Arbeit der VEM
 

 

Bad Godesberg-Voreifel / Uta Garbisch /

 

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