„Wir haben viel mehr Spaß am Wasser als Deutsche“

Deutsche und israelische Jugendliche der Jugendbegegnung des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel äußern sich zum Thema „Wasser“. Verblüffende Antworten… Israel ist ein trockenes Land. Die Hälfte der Fläche besteht aus Wüste. Or Avni (15) und Yoni Raz (16) leben in der Nähe von Tel Aviv, direkt am Meer. Doch das Mittelmeer besteht aus Salzwasser, das Tote Meer ist […]

Deutsche und israelische Jugendliche der Jugendbegegnung des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel äußern sich zum Thema „Wasser“. Verblüffende Antworten…

Israel ist ein trockenes Land. Die Hälfte der Fläche besteht aus Wüste. Or Avni (15) und Yoni Raz (16) leben in der Nähe von Tel Aviv, direkt am Meer. Doch das Mittelmeer besteht aus Salzwasser, das Tote Meer ist vom Austrocknen bedroht.

Nina Ismar (16) und Argo Reuter (19) aus Bad Münstereifel und Euskirchen kennen keinen Wassermangel. Wie gehen israelische und deutsche Jugendliche mit Wasser um? Und hat die Wasserknappheit in Israel Auswirkungen auf den Nahost-Konflikt?

 



 

Da wird der Abschied schwer fallen: Or und Nina.

Or und Yoni antworten:

Mit was verbindest du den Begriff Wasser?

Or: Ich denke an eine Flasche Wasser.

Yoni: Ich denke an Entspannung.

Ist Wasser etwas Besonderes für euch, euer Land besteht ja zu 50 Prozent aus Wüste?

Or: Als vor zwei Jahren Wasserknappheit herrschte, lernten wir, Wasser zu sparen. Jetzt drehe ich während des Zähneputzens immer den Hahn zu.

Yoni: Im Moment müssen wir aber nicht so sehr aufs Wasser achten, weil es nicht trocken ist. Es ist alles ganz normal.

Hat der politische Konflikt in eurem Land in Sachen Wasser Einfluss auf euren Alltag?

Or: Der Wasserkonflikt ist kein zentrales Thema mehr. Er steht nicht im Mittelpunkt.

Yoni: Ich habe noch nie in unseren Medien etwas über Wasser im Zusammenhang mit dem Konflikt gehört. Unser Problem ist nur das Tote Meer. Der Wasserpegel sinkt pro Jahr um einen Meter. Das liegt daran, dass viele Firmen den See mit ihren Abwässern verschmutzen. Wenn das so weiter geht, ist in 17 Jahren nichts mehr übrig. Es gibt aber auch viele Firmen, die das Wasser recyceln, um Trink-und Gießwasser zu erhalten. Und wir haben Wiederaufbereitungsanlagen für das Salzwasser des Mittelmeeres.

Merkst du einen Unterschied im Umgang mit Wasser zwischen den Deutschen und euch?

Yoni: Ich merke keinen Unterschied. Ich dusche zu Hause genauso lange wie man hier duscht.

Or: Unser einziges Problem ist der fehlende Regen. Als es vor zwei Jahren so trocken war, haben wir Vorrichtungen an die Wasserhähne angebracht, die Wasser sparen sollten, und auch in die Toilettenspülungen.

Yoni: Wir haben auf jeden Fall mehr Spaß am Wasser, als unsere deutschen Gastgeber. Um in Deutschland ans Meer zu kommen, muss man viele Stunden fahren, ich bin in zwei Minuten am Strand. Jetzt in den Ferien bin ich jeden Tag dort. Wir haben viel mehr vom Wasser.

 



 

Verstehen sich gut: Argo und Yoni.

Nina und Argo antworten:

Achtest du auf deinen Wasserverbrauch?

Nina: Ja. Ich versuche beim Duschen und Zähneputzen Wasser zu sparen. Ich weiß, dass es viele Länder auf der Erde gibt, in denen Wasserknappheit herrscht, und daran versuche ich zu denken. Es könnte ja auch bei uns mal soweit sein.

Argo: Zu Hause achte ich nicht drauf, da habe ich ja genügend Wasser. Aber im Pfadfinderlager muss an Wasser gespart werden. Wir haben zwar Kanister mit Trinkwasser, aber der Rest muss immer geschleppt werden. Und die Dusche besteht dann auch schon mal aus einem Sprung in den Bach und nachher noch mal ein Eimer Wasser drüber.

Wie oft hast du schon die Erfahrung von Wasserknappheit gemacht?

Nina: Zu Hause noch nicht. Aber im Urlaub in Südafrika. Da gab es auf den Campingplätzen manchmal so wenig Wasser, dass man sechs Tage nicht duschen konnte. Und das Wasser für den Jeep musste auch ganz sparsam portioniert werden.

Argo: Bei einem Pfadfinderlager in Holland ist auf dem Campingplatz die Wasserverbindung zusammengebrochen. Da hatte der ganze Platz kein Wasser mehr. Und zu Hause hatten wir mal einen Rohrbruch. Es hat drei Tage gedauert, bis das repariert war. Solange sind wir zu unseren Nachbarn gegangen.

Stell dir vor, du hättest täglich nur 40 Liter Wasser zur Verfügung, das reicht normalerweise für einmal kräftig duschen. Was würdest du mit dem Wasser machen?

Nina: Ich würde drei Liter zum Trinken behalten und drei zum Kochen. Den Rest würde ich auf zwei Bottiche verteilen, einen zum Spülen und einen zum Waschen.

Argo: Zehn Liter fürs Trinken und zehn Liter für die Toilettenspülung. Der Rest wird ja wohl fürs Waschen reichen. Man muss ja nicht immer duschen.

 
Deutsch-israelische Jugendbegegnung
 

 

Lena Vieten / 28.07.2005

 

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