Von Nachhaltigkeitsfiltern und dem Anlage-Universum

Schießt Ihr Geld auf Menschen? Diese provozierende Frage hing in Form eines Plakates im Gemeindezentrum Rheinbach, denn um nachhaltige Vermögensanlagen ging es schwerpunktmäßig auf der diesjährigen Herbstsynode des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel. Und dies schließt ein Investment in Rüstung, ebenso wie in Alkohol oder Pornographie aus. Unter ethischen Gesichtspunkten stehen vielmehr fördernde Anlagen im Vordergrund, wie […]

Schießt Ihr Geld auf Menschen? Diese provozierende Frage hing in Form eines Plakates im Gemeindezentrum Rheinbach, denn um nachhaltige Vermögensanlagen ging es schwerpunktmäßig auf der diesjährigen Herbstsynode des Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel.

Und dies schließt ein Investment in Rüstung, ebenso wie in Alkohol oder Pornographie aus. Unter ethischen Gesichtspunkten stehen vielmehr fördernde Anlagen im Vordergrund, wie etwa bei Oikocredit, das Mikrokredite vergibt. Wie Antje Schneeweiß von Südwind, dem Siegburger Institut für Ökonomie und Ökumene, den Vertreterinnen und Vertreter der 13 Kirchengemeinden erläuterte, hat sich eine große Zahl von Investment-Produkten wie Fonds nachhaltige Kriterien zu eigen gemacht. Auch „aktiver Aktienbesitz“ sei ein Weg, Unternehmen an ihre Verantwortung zu erinnern und Probleme aufzuzeigen, wie etwa das von Kinderarbeit. Den Kirchenvertretern riet sie, mit „doppeltem Gewicht“ einzuwirken, moralisch wie finanziell.

Der Vorstandsvorsitzende der KD-Bank, Dr. Ekkehard Thiesler, machte deutlich, dass ethische Kriterien das Dreieck von Rentabilität, Sicherheit und Liquidität sinnvoll ergänzen. Hier will das Bankinstitut mit vielen kirchlichen Kunden seine Verantwortung wahrnehmen  und hat zugleich pragmatische Lösungen gesucht. „Das Universum darf nicht zu klein werden“, unterstrich Thiesler. Herausgekommen sind so genannte Ratings auf Länder-, Banken- oder Unternehmensebene. Durch diesen Filter kommen dann zum Beispiel nur Länder, deren Atomenergieanteil bei der Energiegewinnung nicht größer als zehn Prozent ist und die gleichzeitig den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen haben. Solche Filterkriterien haben für Thiesler Konsequenzen: „Aus manchen Banken-Kooperationen gehen wir raus“, machte er deutlich. Der Nachhaltigkeitsfilter wurde  gemeinsam mit den Analysten von Oekom-Research erarbeitet. Ab 2008 will die KD-Bank ihr Wissen dann den Kunden zur Verfügung stellen.

Seit Januar 2007 können kirchliche Gelder im Bereich der Rheinischen Landeskirche stärker als zuvor im Bereich Aktien angelegt werden. „Hier eine Messlatte anzulegen, die auch machbar ist“, ist für Superintendent Dr. Eberhard Kenntner dabei wichtig. „Unser Ziel im Kreissynodalvorstand ist es, ein Sensorium zu schaffen für das, was möglich ist, und wo wir aufpassen müssen.“ So will er einem ethischen Investment der kreiskirchlichen Gelder näher kommen. Auf die besondere Rolle von Kirche wies Magdalena Winchenbach-Georgi hin: „Nur wenn wir selbst Vorbild sind, können wir auch in die öffentliche Diskussion eingreifen.“ 

 

Mehr tun für Religionsunterricht

In seinem jährlichen Bericht vor den Synodalen kündigte Kenntner die weitere Fortsetzung der Arbeit mit schulmüden und schwer erziehbaren Jugendlichen im Bonner Godesheim an. Geplant sei die Errichtung einer Pfarrstelle. Aufmerksam machte er auch auf die Vielzahl der Probleme von Hartz-IV-Familien. So müssten betroffene Konfirmanden damit rechnen, dass Geldgeschenke ab 50 Euro auf die Grundsicherung angerechnet würden. Mit der Einführung des neuen Kinderbildungsgesetzes (KiBiz) erwartet Kenntner angesichts der demographischen Entwicklung einen Verdrängungswettbewerb unter den Kindertagesstätten, die um immer weniger Kinder konkurrieren. „Dass dabei die Marktregulierer – die Kommunen – selber zu den Anbietern gehören, wird die Sache für unsere Einrichtungen nicht leichter machen“, bemerkte Kenntner.

„Ich befürchte das Verschwinden des Verschwinden des Religionsunterrichtes aus den Schulen“, warnte Pfarrer Frank Raschke aus Bad Münstereifel in der anschließenden Aussprache. Denn der Unterrichtsausfall im Fach Evangelische Religion ist in vielen Schulen an der Tagesordnung, wie auch Schulreferentin Elisabeth Thissen bestätigte. Sie riet betroffenen Eltern, sich zusammen zu schließen und „Druck zu machen“. Denn nach geltender Rechtslage haben alle Kinder, auch ungetaufte, das Anrecht auf evangelischen Unterricht, wenn  sie oder ihre Eltern dies wünschen. In diesem Zusammenhang kündigte Pfarrer Christian Werner als Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Kreissynodalvorstände der Kirchenkreise Bad Godesberg-Voreifel, Bonn und An Sieg und Rhein neue Planungen an. Das gemeinsame Schulreferat soll entgegen früheren Überlegungen nach dem Ruhestand von Thissen nicht weiter zu reduzieren. „Hier soll mehr getan werden“, so Werner.

 

Haushalt, Finanzwesen und Wahlen

Einstimmig beschlossen die knapp 70 stimmberechtigten Mitglieder des Kirchenparlaments die verbindliche Einführung des Neuen Kirchlichen Finanzwesens (NKF) für das Jahr 2011. Dafür beginnen schon im kommenden Jahr die Vorbereitungen. Das NKF soll das Kostenbewusstsein stärken, indem es neben dem Geldverbrauch auch den Ressourcenverbrauch darstellt.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Kirchengemeinden verabschiedeten den Haushaltsplan für das Jahr 2008 mit einem Gesamtvolumen von 2,58 Millionen Euro. Damit liegen die geplanten Ausgaben etwa 100.000 Euro über dem Ansatz des Vorjahres. Zur Vorsitzenden des Fachausschusses für Kirchenmusik wählten die Synodalen die Euskirchener Kantorin Friederike Heiwolt. Christoph Müller aus Wachtberg wurde ihr Stellvertreter. Neuer Vorsitzender im Fachausschuss Kinder- und Jugendarbeit ist Michael Peisker, Rheinbach, Stellvertreterin Daniela Dirks, Zülpich. Die Synodalbeauftragung für das christlich-jüdische Gespräch hat Pfarrer Günter Schmitz-Valadier, Wachtberg, übernommen. Grußworte sprachen der Rheinbacher Bürgermeister Stefan Raetz, Oberkirchenrat Jürgen Dembek und Kreisdechant Anno Burghof von der katholischen Kirche.

Hinweis an die Redaktionen: Aufnahmen von der Kreissynode können Sie hochauflösend von unserer Website herunterladen, wenn Sie die Lupe unter den eingestellten Fotos anklicken.

 
Bericht von Superintendent Dr. Eberhard Kenntner zum 3. November 2007
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Uta Garbisch / 03.11.2007

 

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