Querschnittsvisitation verabredet

Qualität im Fokus: Hilmar Gattwinkel vor der Synode. Foto: Uta Garbisch

Was ist ein schöner Gottesdienst? Dieser Frage stellten sich die fast hundert Abgeordneten und Gäste der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel. In Arbeitsgruppen sammelten sie dazu Kriterien und Wünsche und hörten ein Referat über die Wahrnehmung des Gottesdienstes. Denn Gottesdienst im Kirchenkreis lautete das Schwerpunktthema des Frühjahrstreffens. Dabei entstand eine Vielzahl von Wunschzetteln, die […]

Was ist ein schöner Gottesdienst? Dieser Frage stellten sich die fast hundert Abgeordneten und Gäste der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Bad Godesberg-Voreifel. In Arbeitsgruppen sammelten sie dazu Kriterien und Wünsche und hörten ein Referat über die Wahrnehmung des Gottesdienstes. Denn Gottesdienst im Kirchenkreis lautete das Schwerpunktthema des Frühjahrstreffens. Dabei entstand eine Vielzahl von Wunschzetteln, die den inhaltlichen roten Faden, die gute Predigt, die Lieder zum Mitsingen oder die gute Kooperation aller Beteiligten in den Fokus rückten.

Absicht und Wirkung bestimmen Qualität

In seinem Vortrag widmete sich Hilmar Gattwinkel den Fragen von Qualität und Qualitätsentwicklung im Gottesdienst. Der Berliner Kommunikationswirt, Organisationsberater und Theologe mit rheinischen Wurzeln hat den Eindruck, als bewege uns mit Blick auf den Gottesdienst und seine Wirkung vorwiegend die Frage der Quantität: Wie viele sind da?“.

Welche Rolle spielt Musik im Gottesdienst? Die Arbeitsgruppe sammelt Ideen. Foto: Uta Garbisch

Dieser Fixierung setzt er ein Modell des absichtsvollen Handels entgegen. Die Presbyterien haben die Aufgabe, „ein Grundverständnis und einen Korridor gottesdienstlichen Handelns“ zu entwickeln. Solche Konzeptionen seien nicht statisch, sondern immer wieder neu und nähmen auch Ressourcen und das jeweilige Umfeld in den Blick. Pfarrerinnen und Pfarrer entscheiden vor dem Hintergrund dieser Zielarbeit im Zusammenspiel mit Kirchenmusik und Küstern, was genau den jeweils kommenden Gottesdienst beeinflusst und gestaltet. So werde absichtsvolles Handeln eine grundlegende Denkform. Das Verhältnis von Wirkabsicht und eingetretener Wirkung bestimmt dann die Frage der Qualität: „Habe ich mit meinem Gottesdienst das bewirkt, was ich bewirken will?“, fragte Gattwinkel.

Anregung und Vernetzung

Als konkretes Modell der Qualitätsentwicklung stellte Hilmar Gattwinkel die von ihm mitentwickelte Querschnittsvisitation vor. Nicht eine einzelne Gemeinde bekommt aufsichtlichen Besuch, sondern ein einzelnes Arbeitsfeld werde in allen Gemeinden des Kirchenkreises in den Blick genommen. Das können neben dem Gottesdienst auch die Bereiche Jugend, Musik oder Diakonie sein. Gegenseitige Anregung und Vernetzung der Gemeinden einer Region wären Intention und die Folge. Konkret wird ein solches Projekt gerade im Berliner Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf zum Thema Gottesdienst vorbereitet und bis 2019 durchgeführt.

Breites Votum für neues Modell

Was ist für mich ein schöner Gottesdienst? Die Arbeitsgruppen überlegen. Foto: Uta Garbisch

Die Synodalen aus den 13 Kirchengemeinden diskutierten das Modell lebhaft. Schließlich hatte der Kreissynodalvorstand (KSV) dafür geworben, eine Querschnittsvisitation zum Thema Gottesdienst durchzuführen. „Beratung, Austausch und Vernetzung stehen dabei im Vordergrund“, erläuterte Superintendent Mathias Mölleken die Idee. Ermutigung und Wertschätzung seien wie bei bisherigen Visitationen das Ziel. In einem Stimmungsbild per Handzeichen votierte schließlich die große Mehrheit der Synode für das neue Modell. Der KSV wird nun an der Fragestellung weiter arbeiten und konkrete Ziele des Vorhabens formulieren. Insgesamt haben die Kirchengemeinden eine Vielfalt von Gottesdienstformen entwickelt. Mit kreativen und innovativen Gestaltungselementen wollen sie die Menschen noch besser erreichen, die mit traditionellen Gottesdienstformen nicht so viel anfangen können. Oder sie sprechen besondere Zielgruppen an. Jugendliche und einzelne Berufsgruppen gestalten mit. Gottesdienste werden regelmäßig auch in Krankenhäusern, Gefängnissen oder Altenheimen gefeiert.

Wahlen, Gottesdienst und Grußwort

Bereits am Vormittag wählten die Synodalen Friederike Heiwolt (Euskirchen) zur neuen Vorsitzenden des Fachausschusses für Kirchenmusik. Sie löst Christoph Müller (Bad Godesberg) ab, der aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung steht. In den Finanzausschuss entsendet die Johannes-Kirchengemeinde Bad Godesberg Alexander Beaumont und Hans-Georg Kercher als dessen Stellvertreter.

Nach dem Gottesdienst die Kollekte. Mangels Klingelbeutel diesmal mit Regelschirm. Foto: Uta Garbisch

Die Synode traf sich am Samstag, 14. April 2018, im Gemeindezentrum der Evangelischen Heiland-Kirchengemeinde Bad Godesberg. Die öffentliche Tagung begann mit einem Abendmahlsgottesdienst. Die Predigt hielt Pfarrer Klaus Merkes. In seinem Grußwort dankte der stellvertretende Bad Godesberger Bezirksbürgermeister Michael Rosenbaum der Kirche für ihren Einsatz: „Ohne diese Arbeit wäre unser Stadtbezirk um einiges ärmer.“ Insbesondere das Engagement in der Kinder- und Jugendarbeit beeindrucke ihn immer wieder.