Landessynode 2016: Abgeordneten-Sicht

Die Kirchenkreis-Synodalen in Bad Neuenahr: Norman Rentrop (v.l.n.r.), Magdalena Winchenbach-Georgi, Wolfgang Osterhage, Mathias Mölleken, Dagmar Müller, Siegfried Eckert und Jutta Mack. Foto: Uta Garbisch

Die Landessynode bestimmt den Kurs der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sechs Vertreterinnen und Vertreter sind aus dem Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel dabei. Der Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel ist in Bad Neuenahr vertreten durch Superintendent Mathias Mölleken (Kirchengemeinde Meckenheim), Pfarrer Siegfried Eckert (Thomas-Kirchengemeinde Bad Godesberg), Jutta Mack (Heiland-Kirchengemeinde Bad Godesberg), Magdalena Winchenbach-Georgi (Thomas-Kirchengemeinde Bad Godesberg) sowie die berufenen […]

Die Landessynode bestimmt den Kurs der Evangelischen Kirche im Rheinland. Sechs Vertreterinnen und Vertreter sind aus dem Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel dabei.

Der Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel ist in Bad Neuenahr vertreten durch Superintendent Mathias Mölleken (Kirchengemeinde Meckenheim), Pfarrer Siegfried Eckert (Thomas-Kirchengemeinde Bad Godesberg), Jutta Mack (Heiland-Kirchengemeinde Bad Godesberg), Magdalena Winchenbach-Georgi (Thomas-Kirchengemeinde Bad Godesberg) sowie die berufenen Synodalen Pfarrerin Dagmar Müller (Frauenhilfe Bad Godesberg) und Norman Rentrop (Bad Godesberg) bzw. seine Vertreterin Dr. Ebba Hagenberg-Miliu (Bad Godesberg). Außerdem aus der Region: Dr. Wolfgang Osterhage (Wachtberg), stellvertretendes Mitglied der Kirchenleitung und Mitglied im landeskirchlichen Lenkungsausschuss für das NKF (Neues Kirchliches Finanzwesen).

Lesen Sie hier ihre persönlichen Eindrücke und Einschätzungen.

Siegfried Eckert (Bad Godesberg):

Für mich war die Synode eine erfreuliche, inhaltsreiche und theologisch geprägte Zusammenkunft. Den passenden Erstaufschlag lieferte ein präziser, leidenschaftlicher, parteiischer Bericht unseres Präses. In seinen Worten wehte der Geist der Freiheit. Manfred Rekowski machte unmissverständlich die kirchliche Verantwortung für alle in Not geratenen Flüchtlinge deutlich.

Das Synodenmotto „Weite wirkt“ bildete den roten Faden der Woche. Mit ihm schwebte ein ökumenischer Blick über allem. Anlass war das bevorstehende Reformationsjubiläum. Gäste aus der weltweiten Ökumene gönnten uns ihre Außenansicht, legten in einem eindrücklichen Visitationsbericht und lebendigen Voten den Finger in die Wunden der EKiR. Leider gab es diesmal kein katholisches Grußwort, ein Skandal?

Ob wir die „Große Transformation“ schaffen werden, ein Umsteuern unserer gesamten Lebensweise, blieb offen. Freiwilligkeit oder Selbstverpflichtung lautete hier die Gretchenfrage. Beschlossen wurde, dass in der Evangelischen Kirche im Rheinland zwischen homo- und hetero-sexuellen Paaren keinen Unterschied mehr gemacht werden soll bei kirchlichen Trauungen und das ist gut so. Ähnlich anspruchsvoll und sensibel wurde über eine Initiative befunden, die sich für eine Zwei-Staaten-Lösung zwischen Israelis und Palästinensern einsetzt. Kurzum, es war eine beeindruckende Synode mit hoher Diskursfähigkeit.

Mein Erweckungserlebnis fand im Finanzausschuss statt, Stichwort: „trennscharfer Religionsmerker“. Zukünftig werden unsere Gemeinden keine Ortskirchensteuerzuweisung mehr erhalten. Alles soll in den großen Topf der Landeskirche eingehen, um es in einem neu zu schaffenden Verteilungssystem von „oben nach unten“ auszuschütten. Da bekanntlich beim Geld die Freundschaft aufhört, bin ich gespannt wie hier Gemeinden, Kirchenkreise und die Landeskirche miteinander umgehen werden? „Weite wirkt“, möge das auch für ein solidarisches Miteinander innerhalb unserer sehr unterschiedlichen Landeskirche gelten!

Dr. Ebba Hagenberg-Miliu (Bad Godesberg):

Wie wir in Kleinstarbeit in den Ausschüssen an wichtigen Antragstexten selbst an einzelnen Sätzen gefeilt haben, bis alle Einwände, Entrüstung, Zustimmung und Änderungswünsche gehört und abgewogen waren. Wie jeder Kritiker sich in der nächsten Runde auch noch einmal im Plenum ungehindert Gehör verschaffen konnte, das war evangelisches Demokratieverständnis vom Feinsten.

So haben wir es zum Beispiel geschafft, den Beschluss zur Flüchtlingsproblematik an den EU-Außengrenzen, den zur Trauung Homosexueller oder den zu Israel und Palästina letztlich doch nicht zu verwässern. Eindrücklich für mich war dann schließlich besonders unser eindeutiges Bekenntnis zum Recht auf einen palästinensischen Staat. Und wie uns der US-amerikanische Professor David Elcott, selbst aus einer vom Holocaust gezeichneten Familie, zurief: „Erheben Sie Ihre Stimme, stark und unverzagt. Unterstützen und ermutigen Sie die demokratischen Kräfte unter Juden und Palästinensern“.

Jutta Mack (Bad Godesberg):

So gerne wie diesmal habe ich schon lange nicht mehr über eine Landessynode berichtet. Endlich einmal wieder standen die Dinge im Mittelpunkt, derentwegen ich einstmals als Presbyterien kandidiert habe: Wie verhalten wir uns nach außen „zur Welt“, und wie organisieren wir uns nach innen, wenn wir Gottes Wort ernst nehmen und danach leben wollen.

Strukturreformen und Haushaltskonsolidierung waren (leider) in den letzten Jahren wichtig, aber jetzt geht es wieder um Inhalte: Kirche und Flüchtlingssituation, ausgewogenes Verhältnis zu Israel UND Palästina im Nahostkonflikt, umweltbewusstes und nachhaltiges Handeln in der Gemeinde und anderes.

Das alles erörtert in ernsthaften und nachdenklichen Debatten und eingebettet in glaubwürdige Andachten und Predigten.
Unsere Kirche ist auf gutem Weg!

Superintendent Mathias Mölleken (Meckenheim):

Eine Landessynode des Gesprächs mit hohem theologischen Anspruch und einem fairen Austausch bei unterschiedlicher Meinung. Nach dem großen Schwerpunktthema der Haushaltskonsolidierung im vergangenen Jahr standen die Finanzen bei dieser Synode nicht im Vordergrund. Die weitere Umsetzung der Sparbeschlüsse wurde verabredet, aber die Diskussionen darüber engagiert, vor allem aber unaufgeregt und sensibel geführt. Trotz vieler schmerzhafter Einschnitte ergeben sich auch etliche kreative Lösungen und Konzepte.

Angestoßen durch den Bericht von der Ökumenischen Visite im Sommer 2015 hat sich diese Synode immer wieder an ihr Selbstverständnis der Bindung an Gottes Wort als Richtschnur und dem Vertrauen auf Gottes Handeln durch seinen Geist und unser so zurückgebundenes Tun erinnert. „Weite wirkt“ – das gilt für die weltweite Ökumene aber eben auch in der konkreten Weise, wie wir im Kirchenkreis und in unseren Gemeinden der Geist der Freiheit gestalten und leben.

Weitere 1,5 Millionen Euro hat die Synode für Projekte der Flüchtlingsarbeit beschlossen. Ein klarer Ruf zur Verantwortung für die Menschen aus den Flüchtlingsregionen und die Aufforderung, jeder Form von Fremdenfeindlichkeit entgegenzutreten, kennzeichneten nicht nur den sehr „prophetischen“ und beeindruckenden Synodenbericht des Präses.

Ebenso herausragend empfinde ich die Erklärung: Schritte auf dem Weg zu Gerechtigkeit und Frieden mit Israel und Palästina. Es gilt die uneingeschränkte Solidarität mit Israel (immer wieder) zu betonen, aber zugleich auch die bedrückende Situation des palästinensischen Volkes wahrzunehmen. Frieden wird nur möglich, wenn beide Seiten einen Weg des Miteinanders und der gegenseitigen Anerkennung –auch als Staaten- finden. In dieser Zuspitzung ist die Erklärung sicher nicht unumstritten – aber auch hier gilt die verheißungsvolle Erfahrung: Weite wirkt!

Weitere Zeitansagen zum Klimaschutz und zum nachhaltigen Denken und Handeln, dann auch der errungene Beschluss zur gleichberechtigten Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren charakterisierten eine hohe Synodenkultur, indem miteinander gerungen und diskutiert, gebetet und gesungen, zugehört und verstanden wird – wo Beschlüsse durch die breite Basis unserer Gemeinden, Kirchenkreise und der Kirchenleitung getragen werden.

Bei aller Anstrengung, diese Synode hat ermutigt und auch Freude gemacht. Eben, Gottes Geist wirkt!

Norman Rentrop (Bad Godesberg):

Die Stärkung des Geistlichen habe ich als sehr wohltuend empfunden: Predigten, bei denen das Wort Gottes im Mittelpunkt steht, Gebetsgemeinschaft, die schon am ersten Tag wegen großen Zuspruchs in einen größeren Raum umzog, Segenszuspruch am Ende jedes (langen) Tages, Lobpreis mehrfach am Tag gemeinsam singen und mittags Punkt 12 Uhr innehalten für ein Wort zum Tag. Für mich war das ermutigend. Wir konnten auch kontroverse Themen so diskutieren, dass die Beobachtungen und Sichtweisen des Anderen achtsam gehört wurden.

Ich schätze es sehr, dass wir jetzt die Synode mit einem Gottesdienst beginnen wie eh und je und neu auch am letzten Tag der Synode gemeinsam Gottesdienst feiern.

Die Synode tagte dieses Jahr vom 10. bis 15. Januar. Das Kirchenparlament der rheinischen Kirche versammelt sich stets im Januar in Bad Neuenahr. Alle Infos, Beschlüsse und viele weitere Hintergründe zur Landessynode 2016 finden Sie hier: www.ekir.de. Plenumssitzungen werden im Live-Video übertragen.

Magdalena Winchenbach-Georgi (Bad Godesberg):

  • Entspannte Haushaltslage = entspannte Diskussionen.
  • Theorie und Praxis: Wenig Zusammenhang war erkennbar zwischen dem ganz großen Ideen-Rad „Große Transformation“ (alles soll und wird besser, gerechter und ökologischer werden) und dem wirklichen Leben, in dem man kirchliche Schulen nur retten kann, wenn man die Arbeit der Putzfrauen und der hauseigenen Kantine an Fremdfirmen ‚outsourcet‘.
  • Innen und außen: In den Zeitungen war „Homoehe nun auch in der Kirche“ DIE Schlagzeile; auf der Landessynode selbst war dieses Thema gar kein Aufreger mehr. Zum einen, weil alle Argumente schon bei der Diskussion um die Segnung hin und her ausgetauscht waren, zum anderen, weil jeder einzelne Pfarrer diesen Gottesdienst auch ablehnen kann.
  • Unten und oben: Während der Jugendarbeit noch die Kröten der Einsparung im Hals stecken, denkt man in den höheren Etagen schon ein bisschen darüber nach eventuell den Gehaltsdeckel nach oben zu öffnen um mit anderen Landeskirchen konkurrenzfähig zu bleiben . . .