Kirchengemeinden sollen Vorrang behalten

„Ich finde wir haben ein Talent zum Konsens“, bemerkte Ernst Jochum aus Bad Godesberg in seinem Schlusswort als dienstältester Pfarrer. Denn einstimmig hatten die fast 60 stimmberechtigten Synodalen der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel in Zülpich ihre Stellungnahme zur Reform der presbyterial-synodalen Ordnung und des Arbeits- und Dienstrechtes verabschiedet. Zwei Arbeitsgruppen der Landeskirche hatten […]

„Ich finde wir haben ein Talent zum Konsens“, bemerkte Ernst Jochum aus Bad Godesberg in seinem Schlusswort als dienstältester Pfarrer.

Denn einstimmig hatten die fast 60 stimmberechtigten Synodalen der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel in Zülpich ihre Stellungnahme zur Reform der presbyterial-synodalen Ordnung und des Arbeits- und Dienstrechtes verabschiedet.

Zwei Arbeitsgruppen der Landeskirche hatten im Frühjahr dieses Jahres Reformvorschläge vorgelegt und alle 44 rheinischen Kirchenkreise verpflichtet, dazu Stellungnahmen und gegebenenfalls Veränderungsvorschläge zu erarbeiten, die dann wiederum in die Beratungen der Landessynode 2007 einfließen werden. Die Empfehlungen der landeskirchlichen Arbeitsgruppen sehen in vielen Bereichen die Erweiterung der kreiskirchlichen Kompetenzen und eine Einschränkung der Entscheidungsbefugnisse der Kirchengemeinden vor.

Dem folgten die Abgeordneten der Kreissynode in einem  Abstimmungsmarathon nur zum Teil. Sie wollen viele Entscheidungen weiterhin auf Gemeindeebene verantworten, wie es auch die kreiskirchliche Arbeitsgruppe „Grundversorgung“ zur Vorbereitung der Sondersynode vorgeschlagen hatte. Dazu zählen zum Beispiel die Festlegung von Gemeindegrenzen, die Abstimmung von Gemeindekonzeptionen oder der Vorschlag, alle Pfarrerinnen und Pfarrer in Zukunft beim Kirchenkreis anzustellen. Ein Vetorecht bei der Besetzung von Pfarrstellen befürworteten die Synodalen, wenn sowohl der Vorstand des Kirchenkreises als auch die Landeskirche einvernehmlich Bedenken anmelden. Gleichzeitig setzten sie sich aber auch für ein Einspruchsrecht gegenüber der Landeskirche ein, wenn sich die Kirchengemeinde und der Kreissynodalvorstand (KSV) einig sind. Positiv bewerteten die Abgeordneten die Pflicht der Pfarrerinnen und Pfarrer zur Fortbildung in Gremienleitung und Personalführung. Gleiches soll für Mitglieder des KSV und die Superintendenten gelten.

 

Zufrieden zeigte sich Superintendent Dr. Eberhard Kenntner über das Ergebnis: „Die Synode ist den Vorschlägen der Arbeitsgruppe Grundversorgung gefolgt, keinen Umbau unserer Kirche vorzunehmen und das presbyterial-synodale System auch in der Verteilung seiner Gewichte beizubehalten.“ Gleichzeitig habe sie Wege aufgezeigt, durch die Präzisierung von Steuerungsmöglichkeiten vor allem im Personalbereich die finanzielle Zukunft zu sichern. „Dabei wird der konkreten Arbeit in den Kirchengemeinden vor Ort der unbedingte Vorrang vor der Ebene des Kirchenkreises und der Landeskirche eingeräumt.“ Diese Entscheidung der Synode spiegele damit die Strukturen des Kirchenkreises mit städtisch und ländlich geprägten Regionen. „Es ist erforderlich, die Gemeinde-Erfahrungen vor Ort jeweils zu bedenken und festzuschreiben“, so Kenntner.

In seinem Grußwort würdigte der Zülpicher Bürgermeister Albert Bergmann die positive Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde Zülpich. Mit Blick auf die Tagesordnung der Synode warnte er vor einer rein betriebswirtschaftlichen Sicht: „Es dürfen auch Werte wie Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe und  Hilfe zur Selbsthilfe nicht aus dem Blick geraten.“ Als „Ehrensynodalgast“ begrüßte Superintendent Kenntner Kreisdechant Bernhard Auel. Er unterstrich wie ähnlich die Themen und Probleme in katholischer und evangelischer Kirche in den letzten Jahren seien.

 

Mit großer Mehrheit beschloss die Synode die Bildung eines Fachausschusses für Kirchenmusik. Bis zur Herbstsynode soll nun eine Satzung erarbeitet werden. Hintergrund ist die allgemein angespannte Finanzsituation in den Kirchengemeinden. „Die Kirchenmusik ist in eine Krise geraten, aber sie darf nicht völlig weg brechen“, betonte Pfarrer Christian Werner als stellvertretender Superintendent.  Bislang verfügt noch kein rheinischer Kirchenkreis über ein solches Gremium.

Konkretes Zahlenwerk zum neuen System für den innersynodalen Finanzausgleich im Kirchenkreis für das Jahr 2007 versprach Dr. Wolfgang Osterhage für die Herbstsynode im November. Dabei geht es um den Ausgleich zwischen finanzschwächeren und finanzstärkeren Kirchengemeinden. Bislang stehen nur die Prozentsätze fest. Demnach wird für den Ausgleich für 2006 ein Betrag von bis zu 50 Prozent von der Summe erhoben, die den Durchschnittsbetrag am Netto-Kirchensteueraufkommen je Gemeindeglied im Kirchenkreis übersteigt. Für 2007 hat der KSV 50 Prozent festgesetzt. 

Mit einem großen Blumenstrauß verabschiedete Superintendent Eberhard Kenntner Bärbel Büttner, die der Synode seit 1988 als berufenes Mitglied angehört hatte. „Sie sind wie eine lebendige Bibel immer glaubwürdig gewesen. Wir werden sie vermissen“, würdigte er die langjährige Leiterin des Bonner Amos-Comenius-Gymnasiums. Dank ging auch an Paul Schuster von der Erlöser-Kirchengemeinde Bad Godesberg. Mit Erreichen des 75. Lebensjahres nahm er letztmalig an einer Kreissynode teil. Als stellvertretendes Mitglied im  Kreissynodalrechnungsausschuss und stellvertretender Landessynodaler hatte er die Geschicke des Kirchenkreises lange begleitet.

Mit Wahlen schloss die Synode ab. Ursula Heger vertritt die Thomas-Kirchengemeinde Bad Godesberg im Arbeitskreis Mission und Ökumene. Als stellvertretendes Mitglied gehört Reinhard Burkhard aus Weilerswist ebenfalls diesem Ausschuss sowie dem Nominierungsausschuss an.

 
 

 

Uta Garbisch / 26.08.2006

 

© 2015, Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel – Ekir.de
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung