Er war ein Baukünstler

Zweite Heimat für Kirchengemeinden: Kapelle der Jugendbildungsstätte Merzbach. Foto: Meike Böschmeyer.

Nikolaus Simon starb am 5. Januar. Er wurde 81 Jahre alt. Dem frommen katholischen, aus Schlesien stammenden Architekten verdanken die evangelischen Godesberger den Kaminraum der Marienforster Kirche und die Jugendbildungsstätte Merzbach, zwei architektonische Meisterwerke. Merzbach war gerade gebaut. Von Anfang an zog ich als Landesjugendpfarrer regelmäßig mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Amtes für Jugendarbeit […]

Nikolaus Simon starb am 5. Januar. Er wurde 81 Jahre alt.

Dem frommen katholischen, aus Schlesien stammenden Architekten verdanken die evangelischen Godesberger den Kaminraum der Marienforster Kirche und die Jugendbildungsstätte Merzbach, zwei architektonische Meisterwerke.

Merzbach war gerade gebaut. Von Anfang an zog ich als Landesjugendpfarrer regelmäßig mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Amtes für Jugendarbeit in Düsseldorf dorthin zu unseren Klausurtagungen. Die Atmosphäre stimmte. Nikolaus Simon hat Räume – Arbeits-, Spiel-, Eß- und Schlafräume sowie eine Kapelle – , hat Häuser und ein bauliches Ensemble geschaffen, in denen man zur Ruhe, zu sich selbst und zu den Kolleginnen und Kollegen kommen, in denen man denken, arbeiten, spielen, beten und Gottesdienst feiern kann. Und toben: Das haben wir dann später unter anderem ausgenutzt, als ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende und ich als Godesberger Gemeindepfarrer dort zweimal im Jahr Konfirmandenfreizeiten hatten. Simons Merzbach ist für die Godesberger eine zweite Heimat geworden. Bei unserer letzten Begegnung zeigte der inzwischen sehr kranke Architekt seine Freude darüber, dass der Kirchenkreis Bad Godesberg – Voreifel Merzbach nicht verkaufen will. Das wär ja auch schön dumm.

Die Merzbacher Gebäude betritt man über Brücken. Brücken sind ein persönliches Merkmal des Baukünstlers Simon. Dieses Merkmal erkennt man auch am Kaminraum der Marienforster Kirche, wenn man den von außen, von der Welt her betritt. Wenn man von innen, wenn man aus der Kirche kommt, ist man direkt im Kaminraum. Das hat Nikolaus Simon so gewollt. Die Marienforster Kirche war durch den begabten Prediger Klaus Lohmann bekannt als Predigtkirche. Der Gottesdienst mit der Predigt ist das Zentrum der Gemeinde. Lohmanns Nachfolger Theo Brandt war es wichtig, dass die Gemeinde auch ins Gespräch kommt: über Gott und die Welt. Sein Freund Nikolaus Simon, der Katholik, baute für die evangelische Gemeinde eine Brücke, den Kaminraum, durch den, wenn man davor steht, man einen Durchblick bekommt. Einblicke, Durchblicke, Kamingespräche, Predigtnachgespräche, Ausstellungen, Konzerte, Gemeindeseminare, Bibelstunden, Gymastikkurse, Gemeindefeste, Familienfeiern, Feste mit muslimischen Mitbürgern: Mit dem Kaminraum schuf Simon eine Brücke der Kirche zur Welt.

Ein weiteres Projekt war das 1997 erbaute Gemeindehaus in Wachtberg-Niederbachem. Als Architekt war Nikolaus Simon jedoch weit über Bonn hinaus bekannt. Er hatte Leitungsaufgaben auf der Bundesebene. Im Ruhestand hat er seine Gaben in der Restauration wunderschöner, verfallender Gebäude im schlesischen Görlitz eingesetzt.

Gott hat schon so manchen Simon gebraucht: Auf Simon Petrus, den Sohn des Jona, wollte Christus seine Kirche bauen. Der Simon aus Kyrene mußte Jesu Kreuz tragen. Unser Nikolaus Simon hat für die Godesberger schöne Räume geschaffen: zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen. Gott sei Dank!

Text: Dr. Klaus Kohl