Ein starker Knoten und Ankerpunkt

Mit dem Rheinlandtaler hat Professor Dr. Dr. Harald Uhl eine besondere Auszeichnug erhalten. Der Landschaftsverband Rheinland zeichnet so Persönlichkeiten aus, die sich um die landschaftliche Kulturpflege ehrenamtlich besonders verdient gemacht haben. Harald Uhls besonderes Anliegen sei es, „Bewusstsein zu wecken und das Unverwechselbare eines Ortes hervorzuheben“, wie Corinna Beck in ihrer Laudatio hervorhob. So bietet der […]

Mit dem Rheinlandtaler hat Professor Dr. Dr. Harald Uhl eine besondere Auszeichnug erhalten. Der Landschaftsverband Rheinland zeichnet so Persönlichkeiten aus, die sich um die landschaftliche Kulturpflege ehrenamtlich besonders verdient gemacht haben.

Harald Uhls besonderes Anliegen sei es, „Bewusstsein zu wecken und das Unverwechselbare eines Ortes hervorzuheben“, wie Corinna Beck in ihrer Laudatio hervorhob. So bietet der Wachtberger regelmäßig Führungen auf dem jüdischen Friedhof in Bonn-Mehlem an. Sein besonderer Plan ist es, eine Geschichte des jüdischen Lebens im Drachenfelder Ländchen zu schreiben. Harald Uhl sei daher „ein starker Knoten und Ankerpunkt“ im lebendigen Verbund des kulturellen Netzwerks, so die stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland bei der Übergabe der Medusenkopf-Plakette im Ließemer Köllenhof.

Anlässlich der 1200-Jahr-Feier seines Heimatortes Wachtberg-Niederbachem 1998 begann Uhls Beschäftigung mit der Heimatgeschichte. Herausgekommen ist eine Geschichte der Protestanten, der Ökumene und der jüdischen Geschickte dort. Und das Thema ließ ihn nicht los. Die Liste seiner Publikationen ist lang. Mit der Ausstellung „Niederbachem als archäologischem Fundort“ beschritt er zudem neues Terrain, wollte Geschichte auch „sichtbar“ machen.

Dabei ist der als „Rheinländer“ Geehrte von Geburt her Österreicher. Er wurde 1934 in Wien geboren. Der promovierte Jurist und Staatswissenschaftler kam 1969 nach Bonn, wo er im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und dann im Bundesministerium für Forschung und Technologie tätig war. In dieser Zeit war er auch als Studienleiter für den Deutschen Evangelischen Kirchentag tätig, später Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Akademikerschaft in Deutschland. Von 1998 bis 2004 zählte Uhl zum festen Autorenstamm der Zeitung „PROtestant“.

 

Heimatgeschichte ist Teil der Weltgeschichte

In seiner Dankesansprache blieb Harald Uhl der Heimatgeschichte treu. Vor schmunzelnden Zuhörern räumte er mit dem historischen Fehlurteil auf, dass die Drachenfelder Herren Mitte des 16. Jahrhunderts ausgestorben seien. Vielmehr ist ein Zweig der Familie schon seit Mitte des 15. Jahrhunderts im heutigen Lettland nachweisbar und kam nach 1945 zurück nach Bonn und Wachtberg.

Dass Heimatgeschichte die Weltgeschichte erst wirklich anschaulich macht, schilderte Uhl am Schicksal von Gudula Schmitz, der letzten jüdischen Mitbürgerin aus dem heutigen Wachtberg. Sie zog 1934 nach Rheinbach, wo sich um ihre Nichten kümmerte, deren Eltern verstorben waren. Hier erlebte sie die Schrecken der Pogromnacht 1938, erfuhr Entrechtung und Diskriminierung, bevor sie 1940 entkräftet durch Alter und Entbehrungen starb. Von ihren drei Nichten überlebte nur eine. Sie hatte einen katholischen Autohändler in Bad Godesberg geheiratet und dessen Konfession angenommen. Denn NS-Gesetzen zum Trotz hielt der Ehemann an der Verbindung fest und sicherte mit Hilfe von Verwandten und freunden in wechselnden verstecken das Überleben seiner Frau. Ihre beiden Schwestern Selma und Josefine Rolef wurden im Januar 1942 über Bonn nach Köln-Deutz gebracht und nach der Zwangsdeportation in der Nähe von Minsk ermordet.

Uhl machte klar: „Heimatgeschichte ist Teil der Weltgeschichte, Basis und Grundlage für weltgeschichtliche Zusammenhänge und Geschehnisse.“

 

 
 

 

Uta Garbisch / 18.10.2007

 

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